Wildbienen
Gastbeitrag von Dr. Julia Lanner und Dr. Sophie Kratschmer


Es gibt 1 Honigbiene und 756 Wildbienen.

Holzbiene (Xylocopa sp.)

In Österreich gibt es außergewöhnlich viele Wildbienenarten aufgrund der sehr unterschiedlichen Landschaften, wie z.B. den Alpen im Westen und dem pannonischen Becken im Osten. Von den in Österreich 756 bekannten Arten kommen in Wien 500 verschiedene Wildbienen vor.

Städte sind wichtige Lebensräume für Wildbienen und andere Insekten. Wildbienen können zum Beispiel in Parks, öffentlichen Grünstreifen und sogar auf Balkonen beobachtet werden. Städte sind wichtige Refugien, die Nistmöglichkeiten, vielfältige Nektar- und Pollenquellen und ein wärmeres Klima bieten.


Wie leben Wildbienen im Gegensatz zur Honigbiene?


Goldbraune Furchenbiene (Halictus subauratus)

Wildbienen leben, ganz anders als die eusozialen Honigbienen, meistens solitär. Jedes Weibchen sorgt allein für ihre Brut. Nur wenige Arten, wie zum Beispiel soziale Hummelarten, bilden einen Staat und sorgen zusammen für den Nachwuchs.

Die Eier werden in arttypischen Nestern abgelegt. Die Nester befinden sich bei rund 50% aller Arten im Boden. Diese erdnistenden Bienen brauchen offene Grasnarben, sandige und lehmige Böden, wo sie ihre Tunnel in die Erde graben und ihre Eier darin ablegen. Weitere 25% der heimischen Wildbienen legen ihre Nester oberirdisch an, zum Beispiel in Hohlräumen zwischen Steinen, in Schilf oder in Holzstrukturen. Diese Gruppe der oberirdisch nistenden Bienen ist in Städten häufig zu finden. Die verbleibenden 25% leben parasitisch – die sogenannten Kuckucksbienen. Sie bauen keine Nester und versorgen auch ihren Nachwuchs nicht selbst. Kuckucksbienen schmuggeln ihre Eier in die Nester ihrer Wirtsbienen, und ihre Larven fressen den Pollenvorrat der Wirtslarven auf.

Wie die Honigbienenarbeiterinnen sammeln auch die Wildbienenweibchen mit speziellen Vorrichtungen am oder im Körper Pflanzenpollen als Larvenproviant. Je nach Art können Wildbienen wählerisch bei der Vorliebe für Pollen sein. Das selektive Pollensammelverhalten wird Oligolektie genannt. Die Mehrheit der Arten sind Generalisten und wenig wählerisch beim Pollensammeln. Sie werden als polylektisch beschrieben.


Wildbienen sind gar nicht so wild.



Steinhummel (Bombus lapidarius)

Obwohl alle heimischen Wildbienenweibchen einen Stachel haben, kommt es höchst selten zu Stichen. Die meisten Arten müssen weder ihren Staat verteidigen noch produzieren sie Honig, der schützenswert wäre. Hinzu kommt, dass viele Arten einen so dünnen Stachel haben, dass dieser nicht durch die menschliche Haut dringt. Auch der Widerhaken, der vom Honigbienenstachel bekannt ist, fehlt bei Wildbienen. Wie bei allen Wildtieren gilt: Wenn wir uns respektvoll verhalten und das Tier nicht bedrängen, wird das Tier gelassen sein und sich nicht wehren.


Schütz unsere Bienen.

Rotpelzige Sandbiene (Adrena fulva)

Wildbienen erleben, wie auch andere Insekten, einen drastischen Rückgang in ihrer Vielfalt. Alle hier angeführten Tipps für einen bienenfreundlichen Garten werden von Honig- und Wildbienen gleichermaßen geschätzt.

Verbann Chemikalien aus deinem Garten und deinem Balkon. Biologische Alternativen zu Unkrautvernichtungsmitteln, Insektiziden und Fungiziden schonen alle Insekten.

Ein vielfältiges Blütenpflanzenangebot von Frühjahr bis in den Herbst bietet den unterschiedlichsten Arten Nahrung. Jede noch so kleine blühende Fläche bzw. Blumentopf hilft Wildbienen und anderen Bestäubern, der Nahrungsknappheit zu entkommen.

Heimische Pflanzen haben eine Jahrtausende alte Beziehung zu heimischen Wildbienen. Wähl deshalb unbedingt heimische Pflanzenarten für deinen Garten oder Balkon und vermeide exotische bzw. invasive Pflanzen wie z.B. Sommerflieder oder Lupinen.

Hab Mut zur Unordnung im Garten. Offene Bodenstellen, Totholz und markhaltige Stängel wie Königskerze oder Holunder bieten Wildbienen die Möglichkeit zu nisten. Blühende Begleitkräuter in Rasen und Beeten sind beliebte Futterquellen für Bienen und Co.

Nicht jede verlockende Blüte bietet auch Nektar. Gefüllte Blüten sind leider wertlos für Bestäuber. Wähl daher gezielt nektarreiche Blütenpflanzen aus.

Biologisch angebaute Lebensmittel, Jungpflanzen und Saatgut schützen Bienen vor lebensgefährlichen Giften, die in der intensiven Landwirtschaft eingesetzt werden.


Tipp:

Hast du eine Wildbiene oder ein anderes Insekt beobachtet, aber weißt nicht um welche Art es sich handelt? Mit einem Foto kannst du deine Beobachtung auf https://www.naturbeobachtung.at
hoch laden. Expert:innen helfen bei der Bestimmung deiner Beobachtung und gleichzeitig unterstützt du die Wissenschaft mehr über die heimische Flora und Fauna herauszufinden.


Weitere Informationen zum Thema Wildbienen und deren Schutz findest du hier:

https://www.umweltberatung.at

https://www.global2000.at/bienen


Über die Autorinnen.

DI Dr. Sophie Kratschmer und Dr. Julia Lanner sind am Institut für Zoologie an der BOKU Univeristy in Wien tätig. Sie forschen zu Wildbienen im landschaftsökologischen Kontext und haben bereits mehrere Projekte mit dem Schwerpunkt Stadtökologie bearbeitet. Aktuelle Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf Interaktionen zwischen Honig- und Wildbienen sowie die Lebensraumnutzung von Holzbienen im Nationalpark Neusiedler See.

https://boku.ac.at/dibb/zoology

Schmalbiene (Lasioglossum sp.)

Biologisch imkern in der Stadt
Ein Widerspruch?